Reiseberichte spanien

Cap de Creus

Gespannt überqueren wir die Grenze nach Spanien. Ist es wirklich so schwierig, in Spanien zu reisen? Dürfen wir effektiv die Autonomen Gemeinschaften weder betreten noch verlassen? Der Grenzübertritt verläuft schonmal problemlos. Zwar steht ein Grossaufgebot an Grenzwache, diese lassen uns jedoch ohne anzuhalten passieren. Im Naturpark Cap de Creus verbringen wir unsere erste Nacht in Spanien. Ein herrlicher Platz mit traumhafter Aussicht.

Reisebericht Spanien

Am nächsten Morgen erwachen wir in dichtem Nebel; der Nachteil von Stellplätzen auf Passhöhen. Da sich dieser nicht auflöst, suchen wir einen Platz an der Küste, wo wir zwei Nächte bleiben. Nach wie vor zieht es uns in den Süden. Endlich ein paar Tage stehen und unser Camp aufschlagen – das wäre unser Wunsch. Am liebsten am Strand. Im Süden ist dies einfacher als an der mit Hochhäusern überbauten Costa Brava und Costa Daurada. Zudem erhalten wir noch Insider-Tipps von einem netten Reisenden (danke Frank!). Wir stellen uns auf ein paar Tage „on the road ein“, um die 800km zu meistern.

Rio Ebro

An unserer Methode, möglichst keine Maut-Strassen zu fahren, halten wir fest. Auch wenn es erneut ein Umweg ist, geniessen wir die Fahrt durchs Hinterland. Der Frühling rückt näher; plötzlich erstrecken sich weisse und rosa Blütenfelder von Mandel-, Pfirsich- und Kirschbäumen. Als der Rio Ebro vor uns auftaucht, haben wir die Hälfte von unserem Tagesziel von 600km geschafft. Ein gigantischer Fluss – mit 910 km der zweitlängste Spaniens. Es fällt uns schwer hier einfach weiterzufahren. Das Panorama ist zu spektakulär und die Stellplätze zu einladend. Wir können nicht mehr widerstehen und drehen um. An diesem herrlichen Platz bleiben wir 2 Tage.

Rio Ebro Camping Wildcamping Freistehplätze Spanien

Etwas südlich von Benidorm werden wir morgens das erste Mal von der Polizei begrüsst. Trotz Camping-Verbot Schild stören Sie sich jedoch nur daran, dass wir den Strand-Platz in erster Reihe eingenommen haben. Hinter der Strand Abschrankung dürfen wir bleiben. Da wir von einem Einheimischen auf das Diebstahl-Risiko hingewiesen werden, ziehen wir trotzdem weiter.

Freistehplätze Wildcamping Spanien Beachcamping Benidorm

Nach ein paar weiteren Stunden erreichen wir unser Ziel, wo das Freistehen am Strand geduldet ist. Wir geniessen die freie Sicht auf das Meer, Joggen, Mountainbiken, Fischen, Gitarre spielen und vieles mehr. Einzig der Wind ist wie immer an Stränden ein kleiner Wehrmutstropfen. Da Freistehen ab dem Frühling scheinbar nicht mehr so geduldet wird, nutzen wir die Chance und erkunden diverse Strände und Buchten. Dabei finden wir den ein oder anderen schönen Übernachtungsplatz. Es gleicht einem Urlaub während unserer Reise. Die Zeit nutzen wir auch, um Unterhalt am Fahrzeug zu machen, die Website zu aktualisieren, das Projekt YouTube voranzutreiben oder unsere Spanisch Kenntnisse aufzubessern.

Freistehen Spanien, Camping, Beach, Murcia

Plastikmeer Südspanien

Während unserer Touren durchs Hinterland – ob mit Mountainbike oder Whaly – bieten sich erschreckende Bilder. Tausende Gewächshäuser prägen die Landschaft. Die Region rund um Murcia ist wohl ein Vorgeschmack auf Almería, wo es noch viel schlimmer werden soll. Millionen Tonnen von Gemüse und Früchte werden in Spanien angepflanzt und exportiert. Aufgrund des sehr sonnigen, jedoch auch trockenen Klimas, geschieht dies fast ausschliesslich in Gewächshäusern. 

Südspanien Plantagen Gemüse Obst

Das bedingt auch, dass die Treibhäuser künstlich bewässert werden müssen. Die Grundwasservorräte sind fast völlig ausgeschöpft. Wir sehen nur ausgetrocknete Bachbeete und keinen Tropfen Wasser. Zwischendurch kreuzt eine Plastik-Wasserleitungen unseren Weg, wo die letzten Reserven abgezapft werden. Für Tiere und Pflanzen bleibt hier nichts mehr übrig. Richtig schockierend ist zudem der Müll überall. Mehrere Meter tief in den Boden sind Plastikabfälle ersichtlich, weil die Felder wohl einfach wieder aufgeschüttet werden und der Müll versickert. Rund um die Treibhäuser liegt enorm viel Abfall und Dreck. Generell ist diese Gegend von Spanien extrem schmutzig. Da wir zudem feststellen, dass ein Grossteil des angebauten Gemüses und Früchte nicht geerntet wird sondern am Boden vergammelt, schmerzt unser Herz doppelt. Wir fühlen uns ein wenig wie in einem Drittweltland.

Freistehen in Murcia

Drei Wochen lang geniessen wir die herrlichsten Freistehplätze in der Region Murcia. Wir fühlen uns privilegiert, dass wir an solchen Plätzen stehen dürfen.

Freistehplätze in Murcia

Diese Buchten sind offensichtlich kein Geheimnis; wir treffen auf viele Gleichgesinnte. Am Wochenende schlagen meist noch die Spanier ihr Lager auf. In der Nebensaison ist Freistehen in dieser Region toleriert. Dass wir so problemlos an solch wunderschönen Orten campieren dürfen, ist für uns eine Überraschung. Während unseres Aufenthalts erkunden wir den ganzen Küstenabschnitt. Innerhalb von rund 3km standen wir an fünf unterschiedlichen Plätzen. Dank der schon fast kitschigen Sonnenaufgänge hat sich diese Bucht zu unserem Favoriten erkoren.

Sunrise in Murcia

Zudem ist das Gebiet auch ein tolles Mountainbike-Revier. Die Pisten führen hier oft durch die «Ramblas» – ausgetrocknete Flussbeete. Sandige Pisten und technische Uphills zaubern uns immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Selbst so was ähnliches wie Trails für die Downhills haben wir mittlerweile gefunden. Bisher hatten wir in Spanien vergebens danach gesucht. Wir geniessen es, im Sattel zu sitzen. Für uns macht es dies noch einfacher, hier eine unvergessliche Zeit zu erleben.

Murcia Biken

Tabernas Wüste

Nach drei Wochen Strandfeeling sind wir bereit für etwas Abwechslung. Die Tabernas Wüste, die einzige Wüste in Europa, ist nicht weit entfernt. Für das trockene Klima sind die Gebirgszüge „Los Filabres“ und die “ Sierra Alhamilla“ mitverantwortlich. Das 280km2 grosse Dürrgebiet ist ein ehemaliger Meeresgrund. Mit sinkendem Meeresspiegel lagerten sich Sand, Ton und Schlamm in einem Sedimentbecken ab. Danach schufen Sonne, Wind und Regen diese faszinierende Mondlandschaft.

Tabernas Wüste Panorama

Ausserdem ist es eine bekannte Filmkulisse. In den 60er und 70er Jahren wurden hier einige Blockbuster gedreht. Der bekannteste ist sicherlich „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die zwei Themenparks «Ford Bravo» und «Oasis Mini Hollywood» laden zur Besichtigung von originalgetreuen Nachbauten von Saloons, Hotels und Gefängnisse ein. Fort Bravo ist aufgrund Corona geschlossen, Oasis Mini nur am Wochenende geöffnet. Mit über €20 Eintritt hätten wir von einem Besuch sowieso abgesehen. Glaubt man den Online-Bewertungen, ist das Preis-Leistungsverhältnis mangelhaft. Wir fühlen uns auch ohne Saloon ein wenig wie Clint Eastwood oder Winnetou in der hügeligen Wüstenlandschaft.  

Oasis Mini Hollywood Tabernas Fort Bravo

Endlich darf Whaly in sein Element eintauchen. Wir geniessen es, etwas Offroad-Spass zu haben. Die Piste führt uns durch Bachbeete von Las Acuiballas nach Santa Fé, vorbei an zerfallenen Dörfern und sogar einer kleinen Oase.

Oase Tabernas Wüste Lawrence de Arabia

Für uns ist es eine gute Übung und wir lernen Whaly immer besser kennen. Die Grenzen des Fahrzeuges und auch unsere auszuloten ist ein wichtiger Lernprozess. Bei einem zweiten Offroad-Trail müssen wir die Notbremse ziehen. Die schmale Strasse führt durch abschüssiges Gelände über einen Pass, bei welchem 1’400 Höhenmeter zu bewältigen sind. Der Einstieg ist knackig, weshalb Sandro bei einer geeigneten Ausbuchtung ein Wendemanöver vorzieht. Dieser Wendeplatz muss allerdings zuerst erreicht werden – mit etwa 300m im Rückwarts-Gang die steile Strasse runter. Ein Adrenalinschub, welchen wir so schnell nicht wieder erleben wollen. Nur wenig weiter unten finden wir unseren perfekten Übernachtungsplatz. Ein Traum. Es fühlt sich surreal an, in dieser eindrücklichen Gegend zu übernachten.

Tabernas Wüste Übernachtung Whaly Expeditionsmobil

Weil es so schön ist, bleiben wir noch zwei weitere Nächte. Die Strecke, welche wir mit Whaly fahren wollten, erkunden wir zu Fuss. Aus dieser Rekognoszierung wurde schlussendlich eine 18km lange, wunderschöne Wanderung. Schlussendlich stellen wir fest, dass der Weg machbar gewesen wäre. Das Risiko und der Dieselverbrauch allerdings nicht im Verhältnis. Das Gebiet wandernd zu erkunden ist ebenso schön. Zudem haben wir mit unserem Stellplatz sogar das bessere Panorama als auf Passhöhe. Wir sind dankbar für unvergesslichen Tage in dieser bizarren Landschaft. Die Tabernas-Wüste ist definitiv ein Besuch wert – schon nur des Offroad-Spass wegen.

Tabernas Offroad Spass Whaly

Mojácar

Nach rund zweieinhalb Monaten entscheiden wir uns dazu, für ein paar Tage eine Wohnung zu mieten. Dies aus mehreren Gründen. Nach intensiven Vorbereitungswochen zu Hause brachen wir die Zelte zügig ab, weshalb einige Pendenzen offenblieben. Büro, Fertigstellung des Fahrzeuges, Website und einiges mehr verschoben wir auf unterwegs. Im Reisefieber und beim Freistehen merken wir allerdings, dass dies nicht funktioniert. Zudem ist per Ende März die Low-Season zu Ende. Freistehen ist nur noch bedingt toleriert. In Kombination mit dem viel bereisten Osterwochenende keine gute Perspektive. In Mojácar finden wir via Airbnb unsere vorübergehende Bleibe. Mit einer unschlagbaren Aussicht geniessen wir wunderbare Tage und erledigen unsere Altlasten.

Mojácar Wohnung mit Aussicht

Mojácar ist der ideale Ort für eine kleine Auszeit. Herrliche Strände sowie gemütliche Bars laden zum Verweilen ein. Wir geniessen es, an der Strandpromenade ein Bierchen oder Cappuccino zu trinken und entspannt dem Treiben zuzuschauen. Auch die Restaurants sind geöffnet. Nach Monaten können wir sogar wieder einmal auswärts essen. Ein ungewohntes, aber schönes Gefühl.

Strandpromenade Mojacar

Andalusien ist berühmt für die weissen Dörfer. Mojacar gehört gem. einigen Reiseführern zu den Top 10 der „Schönsten weissen Dörfer von Spanien“. Die weiss gekalkten Häuser und die schmalen, verwinkelten Gassen haben definitiv Ihren Charme.

Mojacar Pueblo

Ihren Ursprung haben Sie aus der Epoche der islamischen Mauren. Diese herrschten fast 800 Jahre über die iberische Halbinsel, nämlich von 710 – 1492. Mojácar war das letzte Dorf im 15. Jahrhundert, welches einen muslimischen Bürgermeister hatte. Der Anblick der «Pueblo blancos» ist atemberaubend.

Mojacar Pueblo

Beim Autowaschen lernen wir Radek kennen. Ein Schweizer, welcher eigentlich auf den Philippinen in seiner Tauchschule für das Wohl der Touristen sorgen sollte. Da auch wir auf den Philippinen als Tauchlehrer arbeiteten und Wasserraten sind, kommen wir ins Gespräch fürs Kite-Surfen. Für uns schon lange ein Traum, das Kiten auszuprobieren. Radek empfiehlt uns einen Bekannten – Willi – welcher Kite-Instruktor ist. Schon ein paar Tage später geht es am Strand von Mojácar los mit Teil eins von drei; Kite-Kontrolle und Bodydrag. Wir staunen, wie viel Kraft der Wind in das Segel bringt. An das Element Wind müssen wir uns noch gewöhnen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es immer besser. Auf jeden Fall macht es unglaublichen Spass. Gespannt warten wir nun auf Teil zwei und drei; wenn neben dem Wind noch das Element Wasser hinzukommt.

Kite-Surf Kurs

Neben Kiten, Flanieren am Beach und Abarbeiten unserer Pendenzen sind wir häufig auf dem Mountainbike unterwegs. Längere Touren führen uns durch die Hügel der Sierra Cabrera.  Nach langen, extrem steilen Aufstiegen werden wir belohnt mit einem herrlichen Panorama, aber leider keinen Trails.  Im Gegensatz zu unserer „Hausrunde“ durch die Gassen, Ramblas (ausgetrocknete Flussbeete) und Küstentrails. Die 33km lange und 600Hm Runde führt vorbei an vielen magischen Orten wie diesem. 

Biken Mojacar

Die Zeit in Mojácar werden wir in bleibender Erinnerung halten. Wer in dieser Gegend unterwegs ist, sollte ein Abstecher in dieses schöne Küstenstädtchen nicht verpassen. 

Cabo de Gata Naturpark

Nach einer erholsamen Zeit in einer Wohnung geniessen wir es, wieder «on the Road» zu sein. Die ersten Tage verbringen wir nur wenig südlich von Mojácar. Eine Küstenstrasse, welche wir mit dem Mountainbike entdeckten, ist unser heutiges Ziel mit Whaly. Eine herrliche Bucht erwartet uns an dessen Ende. Der Weg ist eng, dass wissen wir. Trotzdem; während wir unseren 9 Tonnen Koloss in Zentimeterarbeit den Weg entlang manövrieren, entwickeln sich einige Schweisstropfen. Wir sind froh, dass kein Fahrzeug entgegenkommt und der Abhang unserem Gewicht standhält. Ein kleiner Adrenalinkick war es auf jeden Fall.

Whaly Küstenstrasse Reiseberichte Spanien

Einige Kilometer südlicher, kurz nach Carboneras, beginnt der Cabo de Gata Naturpark. Ein Park, welcher unterschätzt wird. Eine traumhafte Küstenlandschaft mit einer Mischung aus Vulkangestein, paradiesischen Stränden und Buchten, türkisblauem Wasser und beeindruckenden Limestone-Cliffs ziehen uns in ihren Bann.

Cabo de Gata Naturpark - Reiseberichte Spanien

Strände und Buchten wie «Cala de Enmedio», «Cala de San Pedro» und «Playazo de Rodalquilar» sind ein Traum. Teilweise schwierig erreichbar, was den Vorteil von wenig Leuten bietet. Zumindest jetzt in der Nebensaison und während Corona-Zeiten. Immer wieder staunen wir über das kristallklare Wasser, welches wir in Spanien nicht unbedingt erwarteten. Es kribbelt unter den Fingernägeln, vielleicht doch einen Tauchgang zu machen. In La Isleta del Moro, einem wunderschönen Fischerdorf, finden sich zwei Tauchshops. Bisher konnten wir uns aber noch nicht dazu motivieren, das Tauchmaterial auszupacken. Stattdessen geniessen wir einfach die Stimmung und schlendern durch die Gassen der kleinen Küstenstadt.

La Isleta del Moro - Reiseberichte Spanien

Aufgrund der klimatischen Verhältnisse mit rund 2’900 Sonnenstunden pro Jahr ist die Vegetation spärlich. Schatten suchen wir vergebens. Nicht nur die Küste, auch im dahinterliegenden Gebirgszug Sierra del Cabo de Gata kommen wir auf unsere Kosten. Der erloschene Vulkan Pico de los Frailes bietet mit 493m die höchste Erhebung des Parkes. Im 19 Jahrhundert wurde zudem Gold geschürft, einige Überreste sind noch ersichtlich rund um Rodalquilar. Da der Park nicht allzu gross ist, können wir mit zwei (langen) Mountainbike-Touren praktisch das komplette Gebiet erkunden. Endlich finden wir auch in Spanien technisch anspruchsvolle Trails. Falls ihr in der Region seid, unbedingt die Tour «Cabo de Gata Naturpark Süd» nachfahren – GPS-Daten unter der Rubrik «Unterwegs». Ein absoluter Traum.

Biken Cabo de Gata - Reiseberichte Spanien

Im Verhältnis zur Grösse verbringen wir viel Zeit im Cabo de Gata Naturpark. Das Gesamtpaket zwischen Buchten, Berghügel, Fischerdörfer und Mountainbike-Gebiet überzeugt uns. Für uns geht es nun weiter Richtung Roquetas de Mar, wo wir unseren Kite-Kurs abschliessen. Direkt am Strand, mitten in der schönen Dünenlandschaft, parken wir «Whaly» und freuen uns darauf, hier zu übernachten. Die Freude hält nicht allzu lange. Kiten bedeutet, es benötigt Wind. Das ist vorhanden; mehr als genug. Wind bedeutet in einer Dünenlandschaft; Sandsturm. Das Fahrzeug zu verlassen ist keine gute Idee; nach ein paar Minuten kehren wir sandgestrahlt zurück und verbringen den Rest des Nachmittags drinnen.

Whaly: Roquetas de Mar Reiseberichte Spanien

Für den Kite-Kurs wagen wir uns auf dem Fahrzeug raus. Der Wind ist schon fast etwas zu stark für uns als Anfänger. Stundenlang marschieren wir den Strand hoch – den sogenannten «Walk of Shame», während uns Willi den Kite immer wieder hochkitet für den nächsten Versuch. Es ist einiges an Koordination nötig, um den Kite in richtiger Position im Wind zu halten und gleichzeitig das Brett anzuschnallen. Ist dieser Schritt geschafft, kommt die Herausforderung mit dem Wasserstart. Dies bei Wellengang, wo ein Teil der Konzentration auch noch dem richtigen Timing der Welle gewidmet werden muss. Nicht ganz einfach. Sandro schafft es, aufzustehen, und rund 30m zu fahren. Ich stehe zumindest auf dem Brett und komme mal knapp in das Gefühl des Surfens. Auf jeden Fall macht es unglaublichen Spass und wir werden den Kite-Sport sicherlich weiterverfolgen.

Kiten Reisebericht Spanien

Etwas überrascht sind wir, dass wir in Roquetas de Mar (Almeria) überhaupt eine solche Dünenlandschaft finden. Almeria ist das Plastikmeer Europas. Auf einer Fläche von 36’000 Hektar reihen sich Gewächshaus an Gewächshaus. Die Hauptstrassen der Stadt führen mitten durch die Zeltanlagen; ein unwirkliches Gefühl. Im Gemüse- und Obstgarten Europas werden Millionen von Tonnen Tomaten, Paprika, Gurken, Avocados und Erdbeeren angepflanzt und exportiert. Die Herausforderungen des Plastikmeers beschreiben wir bereits im Reisebericht von Murcia. Die Grössenverhältnisse in der Provinz Almeria sind nochmals eine andere Geschichte. Wir sind froh, waren wir darauf vorbereitet. Obwohl landschaftlich eine Region, welche gut umgangen werden kann, muss man es trotzdem mit eigenen Augen erleben. Ohne es selbst gesehen zu haben, ist es kaum vorstellbar.

Plastikmeer Almeria - Reisebericht Spanien

Höhlenwohnungen Guadix

Nach sechs Wochen an der Küste ist es Zeit für einen Tapetenwechsel. Es zieht uns in die Berge Richtung Sierra Nevada Nationalpark. Erster Zwischenstop ist die Höhlenstadt Nr. 1 in Europa: Guadix. 4’500 Menschen leben hier in rund 2’000 Höhlenwohnungen. In ganz Andalusien sind es rund 20’000 Menschen, welche auf den unterirdischen Lebensstil setzen. Mit einer konstanten Raumtemperatur von 20°C an hitzigen Sommer- als auch an kalten Wintertagen sind Heizung und Klimaanlage hinfällig. Gegraben wurden die Höhlen ursprünglich von den Mauren – auf der Flucht vor den katholischen Königen. In den gut getarnten Unterschlüpfen fanden Sie Zuflucht; die Löcher im Löss sind nämlich aus der Distanz kaum sichtbar. Mit der umgebenden Wüstenlandschaft bietet der Blick von oben ein skurriles Bild.

Guadix Höhlenwohnungen

Deutliche Unterschiede sind spürbar zwischen den armen und gehobeneren Vierteln. Internet, Wasser und Strom sind heute Standard. In den ärmeren Strassen jedoch liegt viel Müll, es herrscht ein Chaos und die Einheimischen sind nicht erfreut über neugierige Touristen. Der Rundgang durch das Höhlenviertel ist daher ein zwiespältiges Erlebnis. Einerseits interessant und beeindruckend, anderseits etwas mulmig. Lohnend ist ein Besuch aber allemal.

Reiseberichte Andalusien Höhlenwohnung Guadix

Alhambra

Am Fusse der Sierra Nevada liegt die Stadt Granada mit rund 240’000 Einwohner. Die Sierra Nevada ist die höchste Bergerhebung auf dem spanischen Festland. Mit 3’482m ist der «Mulhacén» der Höhepunkt dieser atemberaubenden Gebirgskette. Der Anblick von Schnee ist ein spezielles Gefühl und weckt Heimatgefühle. Das Highlight von Granada ist die Alhambra.

Alhambra Reiseberichte Spanien

Die berühmteste Sehenswürdigkeit Andalusiens zieht normalerweise 2.5 Millionen Besucher pro Jahr an. Ein Ticket muss deshalb Wochen im Voraus gebucht werden. Dank Corona hält sich der Ansturm heute zum Glück in Grenzen, ein Ticket haben wir nämlich nicht. Einmal mehr geniessen wir es, eine solche Top Sehenswürdigkeiten praktisch für uns allein zu haben. Die Alhambra gilt als Höhepunkt der islamischen Baukunst und datiert aus dem 9. Jahrhundert. Ein Grossteil der Anlage wurde jedoch erst im 14. Jahrhundert errichtet.

Alhambra Reiseberichte Spanien

250 Jahre residierten hier die Nasridenkönige, ehe Sie die Alhambra im Zuge der christlichen Rückeroberung an die Katholischen Könige übergeben mussten. Die Anlage besteht aus drei Teilen: der Alcazaba, den Palästen der Nasriden und den vorgelagerten Gärten, dem Generalife. Die Gärten gelten als schönste Zeugnisse der maurischen Baukunst in Europa. Mit der wunderschönen Bepflanzung und den Wasserspielen fühlt sich ein Spaziergang durch die Anlage an wie ein Märchen aus 1001 Nacht.

Alhambra Generalife Reiseberichte Spanien

Für den Zutritt der Nasridenpaläste wird beim Eintritt ein Zeitfenster zugewiesen. Die Paläste mit den vielen Details der islamischen Baukunst sind beeindruckend. Unglaublich wie viel Zeit und Liebe in diesem Bauwerk steckt.

Alhambra Reiseberichte Spanien

Knapp vier Stunden verbringen wir in der Anlage. Es lohnt sich, Zeit zu nehmen und das Bauwerk auf sich wirken zu lassen. Der Eintritt ist mit € 14.00 gerechtfertigt. Die Parkgebühren hingegen sind übertrieben. Mit über €15.00 kostet «Whaly’s» Aussichtspunkt nämlich mehr als unser Eintritt. Daher sicherlich eine Überlegung wert, den Besuch mit einem Spaziergang zu kombinieren und hochzulaufen. Den schönsten Anblick auf die Anlage geniessen wir vom Aussichtspunkt «Mirador San Nicolas». Insbesondere bei Sonnenuntergang, wenn sich die Burg rötlich färbt. Wir sind nicht die einzigen, das spektakuläre Panorama mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund zieht viele Schaulustige an.

Alhambra Reiseberichte Spanien

Santa Fe

Ein paar Kilometer ausserhalb Granada – in Santa Fe – soll es heisse Quellen geben. Wir machen uns auf die Suche und fragen uns, ob hier mitten im Nirgendwo wirklich die heisse Badewanne mit Blick auf die Berge wartet. Mit «Whaly» erkunden wir die Pisten rund um die Olivenhaine und finden schlussendlich einen großartigen Übernachtungsplatz in der Nähe der Quellen. Näher kommen wir nicht, weil die Bäume zu tief sind. Die Strecke verwandelt sich auch immer mehr zur Moto-Cross Piste; nicht mehr für uns gedacht. Wir geniessen jedoch das Ambiente, die Hängematte und die Aussicht auf die Berge.

Whaly

Zu Fuss machen wir uns auf den Weg zur Quelle. Tatsächlich werden wir fündig. Leider ist Sie aber eingezäunt, so dass uns das gesunde Schwefelbad verwehrt bleibt. Schade. Am kommenden Vormittag werden wir leider von der Polizei von unserem gemütlichen Lager weggeschickt. Kein Camping erlaubt. Es bleibt uns einmal mehr nichts anderes als weiterzuziehen.

Güéjar Sierra

Nachdem wir erneut von der Polizei vertrieben wurden, sehnen wir uns nach einer «Home-Base». Ohne Ärger die Hängematte aufhängen, Tisch stehen lassen und morgens keine Weckrufe; da gibt es nur eine Lösung: Campingplatz. Nicht dass wir generell ein Problem damit haben, auf Campingplätzen einzuchecken. Spanien bietet leider einfach wenig schöne Campingplätze. Einen der Ausnahmen finden wir in Güéjar Sierra, auf der Nordseite des Sierra Nevada Nationalparks. Ein wunderschöner Platz für €20.00 pro Nacht, mitten im Grünen, super Aussicht auf den Stausee und grosse Parzellen.

Guejar Sierra Reiseberichte Spanien

Die Region ist ein wahres Outdoor-Paradies. Für uns ist Mountainbike angesagt. Endlich finden wir in Spanien anspruchsvolle Trails, welche an unsere Heimat erinnern. Die Aufstiege sind streng. Zwar alles asphaltiert, jedoch sehr steil. Die Downhills teils flowig, teils technisch. Uns zaubert es auf jeden Fall ein grosses Lächeln aufs Gesicht und wir kriegen kaum genug. Im Internet können einige Touren heruntergeladen werden mit jedem Schwierigkeitsgrad. Unsere Favoriten sind die Routen 3, 6 und 8. In der Rubrik «Unterwegs» stellen wir die GPS-Tracks zur Verfügung mit einem kleinen Beschrieb. Aus zwei-drei geplanten Nächten werden schliesslich zehn; wir geniessen die Atmosphäre in den Bergen und das Biken enorm.

Biken Sierra Nevada Reiseberichte Spanien

Bis Sandro leider einen Unfall hat und sich den Brustkorb quetscht. Ein Risiko, welches beim Mountainbiken in Kauf genommen werden muss. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Allerdings ist nun Pause und Erholung angesagt. An unserem vorletzten Tag lernen wir noch zwei Holländer kennen, welche mit ihrem Toyota Landcruiser unterwegs nach Japan sind. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen und freuen uns über den Austausch mit Gleichgesinnten. Es ist eine Gegend, wo wir noch lange bleiben könnten. Aber irgendwann findet alles ein Ende. 

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Roquetas de Mar

Dass schöne an dieser Region ist, dass Berge und Küste so nah beieinander sind. Die Vielseitigkeit in Andalusien überrascht uns immer wieder. Mit unserem Kite-Instruktor Willi haben wir noch einen Deal offen. Den aufkommenden Wind nutzen wir deshalb und fahren die 70km zurück an die Küste. Da wir das mit dem Kite-Surfen intensiver betreiben möchten, besorgen wir via Willi Kite-Material, damit wir in Zukunft eigenständig üben können. Nach einem erneuten Nachmittag Kiten in Roquetas sind dann die Schmerzen bei Sandro leider zu gross, um weiterzufahren. Die Erholungsphase nach dem Bike Sturz war definitiv zu kurz. Mit einem gequetschten Brustkorb zu Kiten ist auch nicht unbedingt das Richtige. Nun ist definitiv Erholung angesagt, daher fahren wir zurück in die Berge.

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Las Alpujarras

Erneut wartet das Tor zur Sierra Nevada auf uns; diesmal von der Südseite. Von Lanjarón bis Laroles führt eine kurvige, enge Strasse durch die Bergdörfer. Die Alpujarras sind berühmt für die höchstgelegenen Bergdörfer in Spanien. 

Reisebericht Spanien_Las Alpujarras

Das bekannteste und höchste ist Trévelez auf 1’476m über Meer. Wir entscheiden uns, Pampaneira zu besichtigen und lassen den Ausflug nach Trévelez aussen vor. Schon diese kurvige Fahrt reicht uns aus. Bei entgegenkommendem Verkehr machen solche Strassen keinen Spass. Der Ausflug nach Pampaneira ist aber definitiv eine Reise wert.

Reiseberichte Spanien: Las Alpujarras

Wir verfallen dem Charme der weissen Bergdörfer und geniessen es, die engen Gassen zu erkunden. Die Handwerkskunst der Alpujarras ist allgegenwärtig: Überall werden handgewebte Teppiche und geflochtene Körbe angeboten. Kulinarische Leckerbissen sind ebenso typisch für die Region; den besten «Jamón» soll es hier geben. In einem lokalen Shop decken wir uns also ein mit dem typischen Serrano-Schinken sowie selbstgemachter Schokolade.

Reiseberichte Spanien Las Alpujarras

Auf dem Dorfparkplatz übernachten wir, werden allerdings morgens um sieben Uhr erneut von der Polizei geweckt. Also versuchen wir es nochmals mit einem Campingplatz. In Laroles besuchen wir den «Camping Alpujarra», ein toller Platz für €18.00. Der Eigentümer Tino ist hilfsbereit, gibt viele Tipps und steht mit Rat und Tat zur Seite. Wir bekommen Besuch von den beiden Holländern, welche wir in Güéjar Sierra kennenlernten. Der Campingplatz bietet auch ein Barbecue. Zeit für uns, das erste Mal ein Feuer zu machen und zu grillieren. Sandro packt sogar die Gitarre aus und verwöhnt uns mit den bisher (rück-)erworbenen Fähigkeiten.

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Gorafe Desert

Die nächste Station ist die Gorafe Wüste – der Grand Canyon Andalusiens. Die Landschaft ist spektakulär. Erneut können wir es kaum glauben, dass wir nur wenige Kilometer von den Schneebergen der Sierra Nevada entfernt sind. Die Erosionsformen, welche je nach Tageszeit in unterschiedlichen Farben leuchten, sind das Merkmal dieser Wüstenlandschaft. Die sogenannten «Badlands» geben dem Gebiet einen unverwechselbaren Charakter.

Gorafe Desert Reisebericht Spanien

Auf der App Park 4Night finden wir einen Übernachtungsplatz. Es ist eine Offroad-Strecke. In der Beschreibung steht «einfacher Zugang». Darüber sind wir froh, da bereits abends um sieben Uhr ist. Eine gröbere Offroad-Strecke muss nicht mehr sein. Doch es kommt anders. Wir navigieren via Google Maps und stellen schnell fest; so sieht ein «einfacher Zugang» nicht aus. Der VW T5 aus der App ist hier garantiert nicht hochgefahren. Die Strecke ist teilweise haarig, dass ein oder andere Mal schlägt unser Herz höher. Spass macht es uns trotzdem. 

Gorafe Desert_Reisebericht Spanien

Als wir oben auf der Querstrasse ankommen, ist uns klar, wo der «einfache Zugang» war. Der Platz ist nämlich nur noch 300m um die Ecke. Einmal mehr machen wir den Fehler, uns auf die Google Maps Routenführung zu verlassen, ohne die Karte zu studieren. Gelohnt hat es sich allemal, der Stellplatz ist ein Paradies und sicherlich einer unserer Top-Plätze.

Reisebericht Spanien

La Manga del Mar

In La Manga del Mar finden wir ein Stehrevier, welches die idealen Bedingungen bietet, unsere Kite-Fähigkeiten auszubauen. In der grossen Lagune können wir ohne Wellen
stundenlang üben – sofern der Wind mitmacht. Fünf Tage stehen wir am Strand mit «Whaly», geniessen mit unseren holländischen und französischen Nachbarn die Abende und warten auf Wind. Zwei Tage haben wir Glück. Unser Nachbar Timo, welcher auch kitet, kennt den richtigen Ort. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg; tatsächlich der perfekte Platz zum Üben. Einige Stunden später klappt das mit dem Wasserstart einigermassen, die ersten Meter auf dem Board werden zurückgelegt. Wir sind schon ganz enttäuscht, dass nun mehrere Tage wieder Wind-Stille herrscht. Das Warten geht weiter; zum Glück haben wir einen super Stellplatz direkt am Beach. In einer Stadt am Strand zu schlafen hat etwas Reizvolles. Ein schöner Kontrast zu all den Stellplätzen in der Einsamkeit. Dass es die Polizei nicht interessiert, überrascht uns ein wenig.

La Manga del Mar - Reiseberichte Spanien

Neue Reisepläne

Während unserem Aufenthalt in den Bergen entstand ein neuer Reiseplan. Obwohl wir völlig begeistert sind von der Vielfalt des Landes, ist es nicht das, wonach wir uns sehnen. Zu nahe ist die Kultur Spaniens. Was uns am Reisen fasziniert sind nicht nur neue Landschaften – welche wir in Spanien gefunden haben – sondern hauptsächlich die Kultur. Die Corona-Situation lockert sich allmählich, weshalb wir uns bereit fühlen, neue Abenteuer einzugehen – und vielleicht auch gewisse Risiken. Es ist Zeit für den nächsten Schritt. Das bedeutet, wir reisen zügig zurück in die Schweiz. Drei Tage sind wir unterwegs um die 1’600km zu bewältigen. Lange überlegen wir, ob wir einen PCR Test machen sollen. Dieser ist für die Durchreise in Frankreich vorgeschrieben. Wir entscheiden uns, ohne Test durchzufahren. An der ersten Mautstelle warten drei Polizisten, diese winken uns zum Glück durch. An der Schweizer Grenze interessiert es auch niemand. Nun wartet einiges an Arbeit auf uns, um unser neues Projekt voranzutreiben: Die Verschiffung von «Whaly». Wohin, dass erfahrt ihr bald. Erstmal geniessen wir einen Abend an dem Platz, wo vor fünf Monaten alles begann. 

Reisebericht Spanien Back in Switzerland
Sonnenaufgang_Andalusien
Sunset Rio Ebro Camping Wildcamping