Reiseberichte FRANKREICH

Emotionaler Abschied

Lange warteten wir auf diesen Moment; genau gesagt zehn Jahre. Damals beendeten wir unsere erste Weltreise. Seither ist viel passiert, wir geniessen ein erfülltes Leben; sicherer Job, eigene Firma, spannende Vereine, gute Freunde und vieles mehr. Dass der Abschied emotional wird, ist demnach keine Überraschung. Insbesondere in Anbetracht der aktuellen Lage rund um Corona. Mit Reisebeschränkungen werden wir uns in Zukunft oft auseinandersetzen müssen. Dennoch fühlt es sich richtig an; weshalb wir Bedenken und Ängste hinter uns lassen und ein zweites Mal «Adieu» sagen. Aufgrund Corona ist eine Abschiedsparty im grossen Stil gestrichen. Ein kleines Waldfest mit grossem Lagerfeuer ist für uns genau das Richtige, um mit guten Freunden und Familie nochmals anzustossen. Morgens um vier Uhr fallen wir erschöpft aber glücklich in unser neues Bett auf vier Rädern. «Leute, wir werden euch vermissen».

Abschied

Parallel laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Projekt startete vor 5 Jahren mit der Planung des Expeditionsmobil. 2020 ist das Jahr des Abschlusses. Seit drei Monaten leben wir bereits bei Freunden und Familie, um nicht alle Herausforderungen wie Wohnungsräumung, Abmeldung, Website und Fahrzeug gleichzeitig bewältigen zu müssen. Gelohnt hat sich dieser Entscheid definitiv, denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Insbesondere das Fahrzeug zu finalisieren zog sich in die Länge. Etwas verzögert starten wir unser Abenteuer Ende Januar.

Whaly im Schlussspurt

On the Road – mit kleinen Startschwierigkeiten

Die grossen Emotionen kommen erst, wenn es wirklich so weit ist. So zumindest haben wir es erlebt. Trotz riesiger Vorfreude baut sich der ganze Druck ab und du weisst, es gibt kein Zurück mehr. Die ungewisse Zukunft infolge Pandemie trägt sicherlich auch dazu bei. Schritt für Schritt gewöhnen wir uns an das Leben «on the Road», trotz einiger Startschwierigkeiten. Eine Abfahrtskontrolle Innen und Aussen ist enorm wichtig; bei sorgfältiger Durchführung kann zum Beispiel verhindert werden, dass eine volle Flasche Sirup den Boden in einen Zuckerguss verwandelt. Den Autoschlüssel beim Joggen richtig verstauen ist ebenfalls von Vorteil, es sei denn, man will eine Joggingrunde unbedingt doppelt absolvieren. Die Erleichterung ist gross, als der Schlüsselbund auf einer Bank liegt. Ebenfalls ärgerlich ist, dass wir das falsche I-Pad gekauft haben. Unser Navigationsmodell funktioniert daher leider (noch) nicht wie gewünscht. Mehr dazu in der Rubrik «Unterwegs». Ferner ist das Lokalisieren von Übernachtungsplätzen etwas, was wir uns wieder aneignen müssen. Schliesslich sollen es schöne Plätze sein, keine Autobahnraststätten.

Reisebericht Frankreich

Annecy – französische Stadt der Alpen

Nach der französischen Grenze – welche wir übrigens problemlos überquerten ohne den geforderten Corona-Test – verbringen wir unsere erste Nacht in Annecy, der Stadt der Alpen. Mit seinen Kanälen, welche sich durch die pastellgefärbten Häuser und der schönen Altstadt schlängeln, erinnert es sogar ein wenig an Venedig.

Frankreich Reisebericht

Wir sind überrascht von den vielen Menschen, welche sich durch die Gassen bewegen – schliesslich herrscht eine Pandemie und der allgemeine Trend heisst «Zu Hause bleiben». Ein erster Eindruck des französischen Flairs «Savoir-vivre» dringt bereits durch. Also rüsten wir uns ebenfalls mit regionalen Produkten aus den kleinen Spezialitätenläden.

Savoir Vivre

Das Alpen-Flair lassen wir jedoch rasch hinter uns. Die Wärme (ein paar Grad und kein Schnee reicht völlig aus) zieht uns Richtung Süden. Wintercamping ist nicht unser Fokus, trotz einem sehr gemütlichen Wohnraum in unserem LKW. Eine Nacht auf dem Stadt-Parkplatz – wo Camper 24 Stunden kostenlos stehen dürfen – genügt uns und wir starten Richtung Vaucluse-Hochplateau. Die Frage ist nur; Autobahn oder Nebenstrasse? Maut-Gebühr vs. Dieselkosten?

Vaucluse Hochplateau

Der Entscheid fällt auf den Überland-Weg. Die Vaucluse Region zieht im Frühling und Sommer viele Touristen an. Enge Strassen – zumindest für unseren Whaly – bringen bereits das ein oder andere Herzklopfen. Etwas, was wir uns langsam angewöhnen können, um uns in Offroad-Stimmung zu bringen. Entlang der «Route Touristique» durchqueren wir riesige Lavendelfelder, Olivenhaine, Pinien, Nougat- und Weinanbaugebiete – in der Blütezeit bestimmt ein herrlicher Roadtrip. Auch im Winter ist es jedoch eine Reise wert. Für uns war es ein befreiendes Gefühl, Schnee-Berge und Kälte hinter uns zu lassen und Frühlingsstimmung zu spüren. Obwohl es nur ein paar wenige Grad sind, erwärmt es das Herz und die Vorfreude steigt immer mehr auf unseren Roadtrip.

Provence Abendstimmung

In Le Barroux legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein und besuchen die mittelalterliche Burg, welche im 12. Jahrhundert erbaut und im 16. Jahrhundert in ein Renaissance-Schloss umgewandelt wurde. 1929 wurde es in ruinösem Zustand von einer Privatperson erworben und restauriert. Frankreich zählt mehr als 40’000 Schlösser und Burgen aus dem 100jährigen Krieg im 14 Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert – während der Renaissance Zeit – setzten sich der Adel und die Könige in den Schlössern nieder und restaurierten diese. Auch wenn Le Barroux sicherlich eines der kleineren ist; ein spezielles Gefühl ist es allemal, durch die Mauern zu schlendern.

Frankreich Reisebericht

Luberon Naturgebiet

Der Luberon ist ein 60km lang erstreckter Bergrücken, von dessen Gegend wir sofort angetan sind. Der provenzalische Stil mit den Steinhäusern, Burgruinen und völlig ausgestorbenen Dörfern – zumindest jetzt im Januar – hat etwas Mystisches. Endlose Weiten und eine üppige Natur erleichtern auch das Aufspüren von Übernachtungsplätzen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – inklusive der Schweiz – lässt sich hie und da ein Plätzchen finden. Häufig verwenden wir die beiden App’s «iOverlander» und «Park4Night». So finden wir auch unseren ersten Platz im Luberon-Gebiet. Herrlich gelegen auf einem Hügel mit unbeschreiblichen Sonnenunter- und Aufgängen. Auf unserer improvisierten Dachterrasse geniessen wir ein Apéro und sind sprachlos von der Schönheit und des Gefühls der Freiheit. Für uns ist es der Moment, wo wir wirklich angekommen sind.

Reisebericht Frankreich

Dass es auch ein Top-Mountainbike Revier ist, war eher überraschend. Klar recherchierten wir einige Touren im Vorfeld. Vor Ort stossen wir jedoch auf unzählige gut beschilderte Trails und GPX Touren zum Downloaden. Die Franzosen sind in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Als leidenschaftliche Biker erkundeten wir in Europa schon einiges; diese zu übertreffen erwarteten wir allerdings nicht. Umso schöner ist es, mit einem Strahlen im Gesicht die Trails zu rocken.

Bike in Provence

Geschnürt werden auch die Wanderschuhe; nach einer 24 km langen Runde vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Region sind wir am Abend erschöpft. Im Dorf «Fontaine de Vaucluse» besichtigen wir die grösste Quelle Frankreichs; die fünftgrösste weltweit. Bei weitem sind wir nicht die einzigen – einmal mehr fragen wir uns, ob Frankreich die Corona-Pandemie hinter sich gelassen hat. Die «Sorgue-Quelle» ist umgeben von einer 230m hohen Felswand. Der tiefste Punkt liegt in 308m Tiefe; 630 Millionen m3 pro Jahr werden hier ausgestossen. Das Wasser ist so klar und herrlich smaragdgrün, dass wir uns später erlauben, unseren Wassertank damit aufzufüllen. Solche Gelegenheiten wollen genutzt sein. Auf dem Besucherparkplatz beim Wasserpumpen die Attraktion zu sein – auch daran werden wir uns gewöhnen.

Fontaine de Vaucluse Sorgue Quelle

Ironie oder Schicksal? Wir passieren immer wieder Teile der «Mur de la Peste». In Corona-Zeiten an einer Mauer zu stehen, welche während der letzten grossen Pandemie erbaut wurde, hat etwas spezielles. Als die Pest 1720 von einem syrischen Schiff eingeschleust wurde, bauten die Franzosen eine 25 km lange und 2m hohe Mauer, um die Pest aufzuhalten. Genau 300 Jahre sind seither vergangen und wir fragen uns, wie lange uns die aktuelle Pandemie noch beschäftigen wird und welche Massnahmen zielführender sind; die aktuellen oder diejenigen vor 300 Jahren.

Reisebericht Frankreich

Die Kombination aus herrlichem Übernachtungsplatz und Top Bike (als auch Wandergebiet) bewegt uns dazu, etwas länger zu bleiben. Statt einem «Overnight-Stop» werden sechs Nächte daraus. Genau das ist es, worauf wir uns freuen – dort zu verweilen, wo es uns gefällt.

Colorado oder Frankreich?

Die nächste Etappe führt uns ca. 30km weiter nach Rustrel – dem Ausgangspunkt zum  «Colorado Provencale». Da wir die USA bisher noch nicht bereisten, ist ein Vergleich schwierig. Der «richtige Wilde Westen» ist wahrscheinlich ein x-faches grösser als die Französische Variante. Dennoch; ein kleiner Vorgeschmack ist es allemal. Wer weiss, wie lange wir noch auf die Folter gespannt werden, bis uns die Amerikaner einreisen lassen. Der Ockersteinbruch, welcher von Menschenhand und Erosion erschaffen wurde, bietet ein faszinierendes Farbspektakel: Von leuchtend gelb über orange und rot bis hin zu terracottafarbenen Erdtönen. Entlang des Wanderweges «Cirque de Barriès» bestaunen wir das farbenfrohe Ambiente. Genutzt wird der Naturocker heute noch bei der Herstellung von Kunstgewerbe; bis zu 20 verschiedene Farben können aus dem Felsgestein gefiltert werden.

Provence Colorado Provencale

Per Mountainbike lässt sich die Gegend ebenfalls gut erkunden. Zwischen Rustrel und dem 9km entfernten Bergdorf  Saint-Saturnin-lès-Apt säumen geniale Trails die Hügel. Die Höhenmeter können wir jedoch nicht vergleich mit Biken in der Schweiz. Technische Auffahrten auf Trails rauben uns mehr Energie als geteerte Strassen oder Feldwege. Wir sind in unserem Element; obwohl die Fitness noch ausbaufähig ist. Schliesslich befinden wir uns Anfang Saison, wir nutzen die Region also als kleines Trainingslager zum Formaufbau.

Mountainbike Colorado Provencal

Naturpark Verdon

Nachdem wir die letzten Tage frühlingshaftes Wetter genossen, zieht nun eine Kaltfront über uns. Die Temperaturen fallen auf tagsüber 7°, nachts unter den Gefrierpunkt. Dies senkt auch unsere Stimmung. Die Freude auf stundenlange Mountainbike-Touren ist begrenzt; es ist an der Zeit für wärmere Gefilde. Ganz so eilig verlassen wir die Provence jedoch nicht. Auf den Naturpark Verdon möchten wir nicht verzichten. Dieser liegt auf dem Weg an die Küste, so dass wir die Gegend ohne grösseren Umweg geniessen können.

Auf den Spuren des Lavendel

Das «Plateau de Valensole» ist berühmt für seine riesigen Lavendelfelder. Während der Blütezeit im Sommer lässt dieser Anblick die Herzen garantiert höherschlagen. Der violette Traum bleibt uns leider im Februar verwehrt; dafür auch die Touristenströme, welche es im Juli wahrscheinlich massenhaft anzieht. Bekannt ist das Plateau insbesondere für seinen Lavendelhonig. Zudem wird das Öl, welches aus der violetten Pflanze hergestellt wird, für Kosmetikprodukte, Parfüm, zum Kochen sowie für medizinische Zwecke verwendet. 

Lavendel, Lavendelhonig, Plateau de Valensole, Lavendelfelder
Moustiers-Sainte-Marie

Das provenzalische Bergdorf gilt als eines der schönsten in Frankreich. Eingebettet in den Bergen bietet dieses Dorf aus dem 5 Jahrhundert ein herrliches Panorama. Die Haupteinnahmequelle des Dorfes liegt neben dem traditionellen Faycence-Handwerk insbesondere im Tourismus. Dass wir die engen Gassen, die Kathedrale und Kirche völlig vereinsamt besichtigen können ist zwar schön; ein wenig schmerzt unser Herz aber trotzdem für die Franzosen. Eine baldige Rückkehr zur Normalität ist solchen kleinen Dörfern zu wünschen.

Moustiers Sainte Marie Provence Bergdorf Verdon Naturpark
Verdonschlucht

Die «George de Verdon» wird auch als Grand Canyon von Frankreich bezeichnet. Mit seinem türkisfarbenen Fluss «Verdon», welcher sich tief durch das Gebirge schlängelt, definitiv ein Highlight der Region. Leider jedoch nicht für uns. Beidseitig führen kurvenreiche Höhenstrassen durch die Schlucht, auf welchen immer wieder spektakuläre Aussichtspunkte für schwindelerregende Tiefblicke einladen. Voraussetzung ist, dass das Wetter mitspielt. Im Winter schwierig, da die Feuchtigkeit über dem Fluss wohl oft für Nebel und Gewölke sorgt. Die kurvenreichen Strassen sind generell nichts für schwache Nerven. In unserem Fall erschwerend, dass wir mit unseren 10T Lastwagen nicht sehr agil sind. Nichtsdestotrotz versuchen wir unser Glück auf der Südroute. Die Strassen führen auf rund 1’400m Höhe über Meer; das Schild «Schneeketten obligatorisch» ignorieren wir vorerst. Umgedreht sind wir schnell. Als wir die ersten Schneereste auf der Strasse passieren, tun wir auch genau dies. Das Risiko wird uns zu hoch; unsere Nerven zu schwach. Da wir aufgrund Nebel auch nichts sehen konnten, sicherlich eine weise Entscheidung.

George de Verdon Grand Canyon von Frankreich

Etwas enttäuscht verlassen wir fluchtartig die Region – jetzt reicht es uns wirklich mit der Kälte. Umso glücklicher sind wir, als wir am späteren Nachmittag die Küste in Sainte-Maxime erreichen. Endlich können wir am nächsten Morgen unser Frühstück mit Meerblick geniessen, während wir auf unsere Wäsche warten. 

Laundry
Côte d’Azur

Obwohl es herrlich ist, das Meer zu Gesicht zu bekommen, hält uns nicht viel in der Region. Das Badewetter ist noch in weiter Ferne; zudem gefällt und das Landesinnere genauso gut. Ein kleiner Ausflug nach Saint-Tropez muss trotzdem drin liegen. Wir kombinieren dies mit etwas Sport und bereiten unsere Bikes vor. Die Gegend sieht zwar vielversprechend aus, Touren finden wir allerdings keine überzeugenden. Also versuchen wir es auf eigene Faust. Wir finden einen sehr steilen Aufstieg auf einer Naturstrasse und prompt ein Top-Trail für die Abfahrt. Saint-Tropez wirkt etwas ausgestorben. Zwischen den Yachten zu schlendern und von einem nächsten Abenteuer zu träumen macht dennoch Spass. Wer weiss – vielleicht findet die nächste Weltreise auf dem Seeweg statt.

Saint-Tropez Mountainbike

Weiter der Küste entlang wagen wir uns auf die Küstenstrasse des «Parc National des Calanques». Einmal mehr eine Strasse, welche nicht unbedingt für unser 10T Gefährt gebaut wurde. Zumindest denken das wohl die ein oder anderen entgegenkommenden Fahrzeuge. Etwas erleichtert sind wir auf jeden Fall, als wir den finalen Abschnitt mit 30% Gefälle nach Cassis hinter uns bringen. Die Aussicht ist jedoch herrlich; zumindest, wenn die Sonne sich zeigen würde. Die Wanderwege laden ein für Ausflüge; aufgrund des schlechten Wetters und nicht besserer Aussichten ziehen wir weiter.

Pont du Gard

Ab Marseille beschleunigen wir unser Tempo und bringen eine Tagesetappe mit fast 200km hinter uns. Für uns ist das viel. Meist verbringen wir deutlich weniger Zeit auf der Strasse. Insbesondere beim Fahren auf Nebenstrassen kommen wir mit Whaly nur langsam voran. Beim Pont du Gard legen wir einen Zwischenstopp ein. Einmal mehr ein faszinierendes Bauwerk aus dem Mittelalter. Mit 49m Höhe auf 3 Etagen ist es ein atemberaubender Anblick. Das antike Meisterwerk versorgte die Stadt Nîmes mit einer fast 50km langen Wasserleitung täglich mit rund 20’000 Liter Wasser. Beeindruckend und ein tolles Foto-Objekt.

Pont du Gard
Camargue

Mit hohen Erwartungen reisen wir in den Naturpark Camargue; ein Sumpfgebiet, wo Reis angebaut und Meersalz gewonnen wird. Diese werden mehr als erfüllt. Über 400 Vogelarten, inkl. Flamingos und Kraniche, Stiere, weisse Wildpferde und vieles mehr soll es hier zu sehen geben. Gespannt verbringen wir die ersten Nächte am Rande der kleinen Camargue. Die idyllische Stimmung an der Petit Rhône bewegt uns dazu, zwei Tage zu verweilen. Die weissen Wildpferde leisten uns direkt neben unserem Stellplatz schon mal Gesellschaft.

Wildpferde Camargue

Wir ziehen weiter tief in die Camargue, geniessen das herrliche Wetter und die wundervollen Aussichtspunkte. Kaffeepause auf der Dachterrasse von Whaly, Mittagslunch am Rande eines Weihers mit Flamingos – so kann es weitergehen. Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel: ein grandioser Stellplatz mitten in der Natur mit Wahnsinns Sonnen Auf- und Untergängen. Campieren in der Camargue wird geduldet, die Park-Ranger kommen regelmässig vorbei, ignorieren uns jedoch. In der Hochsaison ist es mit der Ruhe vorbei. Aufgrund der Zunahme an Campern soll dem Freistehen bald der Riegel geschoben werden. Dies zumindest ist uns zu Ohren gekommen. Wir geniessen es auf jeden Fall in vollen Zügen und bleiben ein paar Tage. Bewaffnet mit Feldstecher erkunden wir die Gegend, beobachten die unzähligen Flamingos und stossen bei Sonnenuntergängen auf die Freiheit an.

Camargue

Einzig die Kraniche fehlen uns noch auf der Liste. Als wir es schon fast aufgegeben, haben wir Glück. Nach einem kurzen Abstecher nach Saint Marie de la Mer entdecken wir während der Weiterfahrt einen Kranich. Plötzlich tauchen wie aus dem Nichts hunderte auf. Allesamt fliegen Sie auf dasselbe Feld. Wir drehen mit Whaly ein paar Runden und versuchen, irgendwie näher ran zu kommen. Leider gibt es kein Durchkommen; die Kraniche scheinen dies zu wissen. Ansonsten würden Sie wahrscheinlich nicht so seelenruhig auf dem Feld verharren. Ein großartiges Erlebnis war es allemal.

Carcassonne

Carcassonne ist berühmt für Ihre Festung «La Cité», welche aus dem 1. Jahrhundert stammt und zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Auf diesen Besuch sind wir sehr gespannt, da uns die Schlösser und Burgen von Frankreich irgendwie faszinieren. Kaum angekommen überkommt uns der Mythos Carcassonne. Es gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Im Mittelalter lebten in dieser eindrucksvollen Festungsanlage bis zu 4’000 Menschen. Das Treiben und die Kämpfe von damals kann man sich sehr gut vorstellen. Carcassonne war heiss umkämpft und musste viele Belagerungen standhalten. Im 13. Jahrhundert wurde die äussere Ringmauer gebaut, welche die Festung uneinnehmbar machen sollte. 

Ringmauer und Wehrtürme Carcassonne

So entstanden 3km doppelte Ringmauer und 52 Wehrtürme, welche die historische Altstadt umschliesst. Einmal mehr geniessen wir diese Sehenswürdigkeit beinahe allein; an normalen Tagen müssen hier tausende Touristen täglich auflaufen. Die kleine Schattenseite – der geschlossene Innenraum, welcher normalerweise Eintritt kostet – nehmen wir dafür in Kauf.

Carcassonne UNESCO Weltkulturerbe

In den Abendstunden ist die Festung beleuchtet. Ein Besuch lohnt sich daher abends auf jeden Fall. Als wir in der Cité ankommen, sind wir weit und breit die einzigen. Wahrscheinlich liegt es an der Ausganssperre ab 18:00Uhr. Da die Festung trotzdem beleuchtet ist, und wir nicht so schnell wieder hier vorbeikommen, ignorieren wir dies ausnahmsweise. Schon fast ein gespenstisches Gefühl kommt auf, völlig allein durch die beleuchtete Burg zu schlendern. Wir sehen keine Menschenseele, hören sogar die leeren Plastikbecher durch die Gassen wehen. Atemberaubend und eindrücklich. Carcassone gleicht für uns Angkor Wat in Asien. Nur, dass die Geschichte hier viel näher ist, weshalb es uns fast mehr beeindruckt.

Carcassonne by Night

Es war unser letzter Ausflug in dem fünfwöchigen Aufenthalt in Frankreich. Eigentlich wollten wir in ein paar Tagen durchfahren, um nach Spanien zu gelangen. Frankreich überraschte uns aber mit seinem Charme, den romantischen Bergdörfern, den faszinierenden kulturellen Hintergründen sowie tollen Mountainbike-Touren dermassen, dass wir die verlängerte Reise enorm genossen.

Provence
Fontaines de Vaucluse